WortlehreWortlehre

Deutsch ist eine westgermanische Sprache, die mit fast 100 Millionen Sprechern ("Deutschsprachige") die meistgesprochenen Sprache in der Europäischen Union (EU) ist. Aufgrund seiner zahlreichen Dialekte ist das Deutsche in gewissem Maße eine "Dachsprache". Seine Geschichte beginnt im Hochmittelalter mit der zweiten Konsonanten-Verschiebungen des Indogermanischen.

Deutsch ist eine plurizentrische Sprache: die 3 standardisierten Varianten sind Deutsch, Österreichisch und Schweizer Standardhochdeutsch.

Die größte Ähnlichkeit weist das Deutsche mit anderen Sprachen des westgermanischen Sprachzweigs auf, darunter Afrikaans, Niederländisch, Englisch, die friesischen Sprachen, Niederdeutsch, Luxemburgisch, Schotten und Jiddisch. Auch mit einigen Sprachen der nordgermanischen Gruppe, wie Dänisch, Norwegisch und Schwedisch, weist es große Ähnlichkeiten im Wortschatz auf. Deutsch ist die am zweithäufigsten gesprochene germanische Sprache nach dem Englischen, das ebenfalls eine westgermanische Sprache ist.

Deutsch ist eine flektierte Sprache mit vier Fällen für Nomen, Pronomen und Adjektive (Nominativ, Akkusativ, Genitiv, Dativ), drei Geschlechtern (Maskulinum, Femininum, Neutrum) und zwei Zahlen (Singular, Plural). Es gibt starke und schwache Verben. Der größte Teil des Wortschatzes stammt aus dem altgermanischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie, ein kleinerer Teil aus dem Lateinischen und Griechischen und einige wenige Wörter aus dem Französischen und Englischen.

Inhalt

Hochdeutsch

Die Grundlage des Standardhochdeutsch hat sich mit der Lutherbibel und der Kanzleisprache des sächsischen Hofes entwickelt. Allerdings gibt es Orte, an denen die traditionellen regionalen Dialekte durch neue, auf dem Standardhochdeutsch basierende Mundarten ersetzt wurden; dies ist in weiten Teilen Norddeutschlands, aber auch in Großstädten anderer Landesteile der Fall.

Martin Luther übersetzte die Bibel ins "Deutsche" für "alle Menschen", alle mannen (deutsch-lateinische Etymologie des Wortes "deutsch "), damit das Volk (Laien-Christen) Zugang zu den religiösen Texten hatte, die bis dahin den Klerikern vorbehalten waren. In diesem Sinne kann er historisch als Schöpfer der modernen deutschen Sprache angesehen werden. Das moderne Deutsch ist aber auch eine Schriftsprache: Es war die Sprache vor allem der Dichter, Schriftsteller und Philosophen der "Goethezeit" (wie die breite literarische Periode der deutschen Romantik vom Ende des 18. bis zum 19. Jahrhunderts genannt wird).

Luther war zwar kein Pionier bei der Etablierung einer überregionalen Sprache - die seit dem 14. Jahrhundert in Arbeit war -, doch trug er mit der Reformation dazu bei, das Standarddeutsch in Behörden und Schulen einzuführen, insbesondere auch im sehr protestantisch geprägten Norddeutschland (die Landeshauptstadt von Niedersachsen, Hannover, gilt vielen als Hochburg des Hochdeutschen).

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb Hochdeutsch eine häufig geschriebene Sprache, die viele Deutsche, vor allem im Süden, in der Schule ein wenig wie "eine Fremdsprache" lernten, neben den bis heute lebendig gebliebenen Dialekten (u.a. in der deutschsprachigen Schweiz).

Grammatische Deutschheit

Neulich deutschten auf deutsch vier deutsche Deutschlinge deutschend,
Sich überdeutschend am Deutsch, welcher der deutscheste sei.
Vier deutschnamig benannt: Deutsch, Deutscherig, Deutscherling, Deutschdich:
Selbst so hatten zu deutsch sie sich die Namen gedeutscht.

Jetzt wettdeutschten sie, deutschend in grammatikalischer Deutschheit,
Deutscheren Komparativ, deutschesten Superlativ.
"Ich bin deutscher als deutsch." "Ich deutscherer." "Deutschester bin ich."
"Ich bin der Deutschereste oder der Deutschestere."

Drauf durch Komparativ und Superlativ fortdeutschend,
Deutschten sie auf bis zum - Deutschesteresteresten,
Bis sie vor komparativistisch- und superlativistischer Deutschung
Den Positiv von deutsch hatten vergessen zuletzt.

Gedicht von Friedrich Rückert (1788-1866).

 

Dialekte

Das kontinentalwestgermanisches Dialektkontinuum bezeichnet ein nur noch in Teilen intaktes innerwestgermanisches Dialektkontinuum in Mittel- und Westeuropa. Es umfasst (bzw. umfasste) die dort in einem zusammenhängenden Gebiet gesprochenen oberdeutschen, mitteldeutschen, niederdeutschen, westfriesischen und niederfränkischen Dialekte, die heute einer der standardisierten Dachsprachen Deutsch, Niederländisch, Westfriesisch und Luxemburgisch zugerechnet werden.

Niederdeutsch

Niederdeutsch ist eine westgermanische Sprachvarietät, die hauptsächlich in Norddeutschland und im nordöstlichen Teil der Niederlande gesprochen wird.

Das Niederdeutsche (auch Plattdeutsch, Eigenbezeichnungen Plattdütsch; kurz: Platt) ist am engsten mit dem Friesischen und dem Englischen verwandt, mit denen es die nordseegermanische Gruppe der westgermanischen Sprachen bildet. Wie das Friesische, das Englische, das Niederländische und die nordgermanischen Sprachen hat das Niederdeutsche die hochdeutsche Konsonantenverschiebung nicht durchlaufen, im Gegensatz zum Standardhochdeutschen.

Die niederdeutschen Sprachformen bilden zusammen mit den hochdeutschen, niederfränkischen und friesischen Sprachformen das kontinentalwestgermanische Dialektkontinuum. Wie bei Mittel- und Oberdeutsch lässt sich die Bezeichnung Niederdeutsch geographisch herleiten: Das Niederdeutsche bezeichnet Sprachformen, die in den tiefer gelegenen, also „niederen“ nördlichen Regionen beheimatet sind.

Eine gemeinsame niederdeutsche Schriftsprache existiert nicht, bestand aber bis in das 16.Jh. (Mittelniederdeutsche Schriftsprache). Das moderne Niederdeutsche (Neuniederdeutsch) ist in zahlreiche Dialekte gegliedert (vgl. Westniederdeutsch und Ostniederdeutsch).

Es wird geschätzt, dass das Niederdeutsche in Deutschland, vor allem in Norddeutschland, etwa 1,6 Millionen Sprecher hat, und in den Niederlanden 2,2 Millionen.

Mitteldeutsch

Mitteldeutsch ist eine Gruppe hochdeutscher Dialekte, die vom Rheinland im Westen bis in die ehemaligen Ostgebiete der DDR gesprochen wird. Es teilt sich in zwei Untergruppen, das Westmitteldeutsche und das Ostmitteldeutsche.

Das Mitteldeutsche zeichnet sich dadurch aus, dass es die hochdeutsche Konsonantenverschiebung in geringerem Maße mitgemacht hat als das Oberdeutsche. Es wird in der sprachlichen Übergangsregion gesprochen, die von Norddeutschland (Niederdeutsch/Niederfränkisch) durch den Benrather Isogloss und von Süddeutschland (Oberdeutsch) durch die Speyerer Linie getrennt ist.

Das Gebiet entspricht der geologischen Region der hügeligen Mittelgebirge, die sich von der norddeutschen Ebene bis zu den süddeutschen Ödlandschaften erstreckt und die Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Sachsen umfasst. Mitteldeutsch wird in großen und einflussreichen deutschen Städten wie der Hauptstadt Berlin, der ehemaligen westdeutschen Hauptstadt Bonn, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Dresden und dem wichtigsten deutschen Finanzzentrum Frankfurt gesprochen.

Die ostmitteldeutschen Dialekte stehen dem Standarddeutschen (vor allem als Schriftsprache) unter den anderen deutschen Dialekten am nächsten. Das moderne Standarddeutsch hat sich also aus dem Wortschatz und der Rechtschreibung dieser Region entwickelt, mit einigen Aussprachemerkmalen aus dem ostfränkischen Deutsch.

Oberdeutsch

Die Dialekte des Oberdeutschen unterscheiden sich darin vom angrenzenden Mitteldeutschen, dass die sogenannte zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung in stärkerem Maße durchgeführt worden ist. Zum Oberdeutschen werden je nach Definition zwei oder drei Dialektgruppen gezählt:

  1. Westoberdeutsch (Alemannisch, einschließlich Schwäbisch)
  2. Ostoberdeutsch (Bairisch)
  3. Nordoberdeutsch (Ostfränkisch und Südfränkisch) liegt dagegen im Übergangsbereich vom Oberdeutschen zum Mitteldeutschen und wird des Öfteren auch dem Mitteldeutschen zugeordnet.

Von den mitteldeutschen Sprachen werden die oberdeutschen Sprachen durch die vollständig durchgeführte Lautverschiebung für p abgegrenzt, also alle Sprachen, in denen p vollständig zu pf verschoben wurde (Apfel statt Appel und Pfund statt Pund). Die Isoglosse, welche nach dieser Definition die Nordgrenze der oberdeutschen Sprachen darstellt, wird Speyerer Linie genannt.

Sprecher

Geographische Verteilung und Sprecherzahlen des deutschen als "quasi" Muttersprache

Anmerkung: in den mit "*" gekennzeichneten Staaten ist Deutsche Amtssprache.

Die angegebenen Zahlen sind gerundet und beruhen zum Großteil nicht auf der tatsächlichen Zahl der aktiven Sprecher (Muttersprachler, Zweitsprachler) – welche so gut wie nicht erfasst werden kann –, sondern auf Hochrechnungen, Staatsangehörigkeiten, alten Auswanderungszahlen.

Fremdsprache

Die Bezifferung der Fremdsprachler der deutschen Sprache weltweit beruht auf sehr vagen Schätzungen. Unter den Europäern ist Deutsch zusammen mit Französisch die am zweithäufigsten gesprochene Fremdsprache. Mehr als jeder dritte Europäer spricht Englisch (38 %) und jeder achte Deutsch (12 %) als Fremdsprache.

Grammatik

Das deutsche Alphabet ist eine Variante des lateinischen Alphabets. Im heutigen standardisierten Gebrauch umfasst es die 26 Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets zuzüglich der drei Umlaute (Ä, Ö, Ü) sowie dem Eszett (ß) (auch „scharfes S“ genannt).

Die deutsche Sprache ist eine flektierende Sprache, d. h. die grammatischen Beziehungen zwischen den Wörtern werden mit Hilfe von Affixen und teilweise durch Wurzelflexion ausgedrückt. Dadurch sind im Vergleich zu nicht flektierenden Sprachen (Englisch, Chinesisch) sehr flexible Stellungen im Satz möglich.

Nomen

Das Deutsche unterscheidet Singular und Plural in den Formen der Substantive, Adjektive, Artikel und Pronomina. Es kennt drei Genera (Geschlechter): Maskulinum (männliches Geschlecht), Femininum (weibliches Geschlecht), Neutrum (sächliches Geschlecht).

Kasus

Zu unterscheiden sind vier Kasusformen (Fälle):

  1. Fall – Nominativ – (Frage: Wer oder was?) (Subjekt, Redegegenstand; Prädikativ) „Hans ist Bäcker“
  2. Fall – Genitiv – (Frage: Wessen?) (attributiv, Objekt bei wenigen Verben, auch führen einige Präpositionen und Halbpräpositionen den Genitiv mit sich) „Claudias Tasche“; „Wir gedenken der Toten“; „kraft seines Scharfsinns“ / „der deutschen Sprache mächtig“
  3. Fall – Dativ – (Frage: Wem?) (von Handlung/Ereignis betroffene Personen oder Dinge) „jemandem vertrauen“
  4. Fall – Akkusativ – (Frage: Wen oder was?) (Objekt, auf das eine Handlung zielt, das von einem Prozess erfasst wird) „ein Buch verschenken“, „einen Vertrag abschließen“

Einige Kasusendungen sind in der Sprachgeschichte verloren gegangen, so dass der Artikel als eigentlicher Kasusanzeiger dient. Da auch die Reihenfolge Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv üblich ist, können die Bezeichnungen 1., 2., etc. Fall manchmal Verwirrung stiften. Gut markierte Endungen haben im Singular den Genitiv, im Plural den Dativ.

Der Vokativ (Anredefall) entspricht formal dem Nominativ: „Kater, verzieh dich!“

Artikel

Das Deutsche kennt grundsätzlich zwei Artikel (Begleiter), den bestimmten (definiten) und den unbestimmten (indefiniten). Die Artikel werden nach Kasus, Numerus und Genus dekliniert.

Verben

Wie in allen germanischen Sprachen ist der Unterschied zwischen starken Verben und schwachen Verben bedeutsam. Die deutsche Sprache tendiert dazu, den Gebrauch von Hilfsverben gegenüber der Flexion vorzuziehen. Während dies beim Passiv und dem Futur vollkommen normal ist, vermuten viele das langsame Aussterben des Konjunktiv I und II, oder sogar des Präteritums in der Umgangssprache.

Verbformen

Infinite Verbformen (unbestimmt): geben keine Person, Zeit, Zahl (Singular, Plural) an.

Finite Verbformen (bestimmt): Personalform (gibt Person, Zeit, Zahl an). Die Endung des Verbs ändert sich.

Tempusformen

Das Deutsche kennt folgende Zeiten oder Tempusformen:

Zeitachse der Gegenwart
Zeitachse der Vergangenheit

Für Jacob Grimm ist das Präteritum die einzige echte Zeitform, die das Deutsche hat. Es ist die klassische Erzählvergangenheitsform (episches Präteritum). In Norddeutschland ist der Gebrauch des Präteritums in der Umgangssprache nahezu unverzichtbar, allerdings nimmt das Perfekt im Gebrauch zu. Dahingegen wird in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz mit der Ausnahme der Hilfs- und Modalverben statt des Präteritums auch dort das Perfekt verwendet, wo in Norddeutschland das Präteritum üblich wäre. In Österreich nimmt bei Erzählungen in der Umgangssprache wiederum der Präteritumgebrauch zu. Möglicherweise wird der Zeitengebrauch im Norden wie im Süden durch länderübergreifendes Fernsehen beeinflusst.

Adjektive

Adjektive als Attribute stehen im Deutschen grundsätzlich vor dem Bezugsnomen und ggfs. nach dessen Artikel. Prädikative Adjektive (Prädikativum) sind rein formal mit dem Adverb identisch.

Adverbien

Im Deutschen werden Adverbien schlicht durch die Grundform der Adjektive gebildet, nicht durch Adverbialmorpheme. Selten benutzte Ausnahme ist das Adverb wohl zum Adjektiv gut (das ist wohl getan, ich befinde mich wohl).

Im Gegensatz zum Englischen wird im Deutschen kein grammatischer Unterschied zwischen Prädikat und Adverbien vollzogen.

Pronomen

Eine Eigenheit der deutschen (wie z. B. auch der griechischen) Sprache ist es, dass man anstelle von Nomen nicht nur „echte“ Pronomen, sondern auch dem Artikel in der Form teilweise ähnliche Ausdrücke wie die Objektzeigwörter (der, dieser) verwenden kann.

Geschichte

Deutsch, als eine der Sprachen der germanischen Sprachgruppe, gehört zur indogermanischen Sprachfamilie und hat ihren Ursprung in der rekonstruierten proto-indogermanischen Sprache. Diese hat sich spätestens im 3. Jahrtausend vor Christus in einen östlichen und einen westlichen ("alteuropäischen") Zweig geteilt. Letzterer bildet die Vorform der italischen, keltischen und germanischen Sprachen und damit auch des Deutschen.

Die entscheidende Zäsur hierfür war die Erste Lautverschiebung. Die daraus hervorgegangene, rekonstruierte urgermanische Sprache wurde im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus gesprochen, beispielsweise von den Kimbern und Teutonen.

Die weiteren Veränderungsprozesse haben über die westgermanische Zwischenstufe schließlich im 7. Jahrhundert n. Chr. mit der Zweiten Lautverschiebung zur Entstehung der althochdeutschen Sprache geführt.

Die deutsche Sprachgeschichte im engeren Sinne beginnt Mitte des 8. Jahrhunderts mit den ersten überlieferten althochdeutschen Texten und Glossaren, wie den Merseburger Zaubersprüchen und dem Abrogans. Nicht allzu lange davor, im 7. Jahrhundert, hatten sich die vordeutschen Dialekte in Süd- und Mitteldeutschland mit der Zweiten Lautverschiebung aus dem Kontinuum der westgermanischen Sprachvarianten herausgelöst.

Die Geschichte der (hoch-)deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte (Sprachstufen) unterteilt:

Die Ausgliederung und Konstituierung der deutschen Sprache aus dem Germanischen kann als dreifacher sprachgeschichtlicher Vorgang verstanden werden:

  1. Im 4. bis 7. Jahrhundert: die zunehmende Differenzierung vom Spätgemeingermanischen über das Südgermanische zum Elbgermanischen und, in geringerem Maß, zum Rhein-Weser-Germanischen, auf denen die frühmittelalterlichen Stammesdialekte beruhen.
  2. Im 7. bis 9. Jahrhundert: die Integration im fränkischen Reichsverband zum Althochdeutschen. Die – im 10. Jahrhundert ausgestorbene und in Norditalien beheimatete – Langobardische Sprache gehörte gemäß der heutigen Sprachwissenschaft wahrscheinlich auch zu den Vorfahren dieser Gruppe.
  3. Ab dem 15./16. Jahrhundert: die schrift- oder hochsprachliche Überschichtung auf hochdeutscher (genauer: ostmitteldeutscher und südostdeutscher) Grundlage, wobei auch das Niederdeutsche der deutschen Sprache endgültig einverleibt wurde, obschon eine Beeinflussung vom Hochdeutschen her seit althochdeutscher Zeit festzustellen ist.

Latein

Durch Kontakte der Germanen mit den Römern, die über den Rhein und die Donau vordrangen, mit germanischen Stämmen Kriege führten und die an das Römische Reich angrenzenden Gebiete mit ihrer Kultur beeinflussten, wurden in die germanischen Sprachen viele lateinische Wörter übernommen. Zudem dienten viele Germanen im römischen Heer als Soldaten.

Im 3. bis 5. Jahrhundert übernahmen die Germanen unter römischem und griechischem Einfluss auch die Siebentagewoche, die eigentlich orientalischen Ursprungs ist. Die germanischen Namen der Wochentage waren zumeist Lehnübersetzungen der lateinischen Bezeichnungen. Die heutigen deutschen Wochentage haben folgende Etymologie:

  1. Sonntag ist die wörtliche Übersetzung des lat. diēs Sōlis (Tag der Sonne), vgl. altnordisches sunnu(n)dagr, altsächsisches sunnundag, angelsächsisches sunnandæg.
  2. Montag wurde in gleicher Weise aus lat. diēs Lūnae (Tag des Mondes) übersetzt, vgl. altnordisches mānadadagr, angelsächsisches mōn(an)dæg, altfriesisches mōnendei.
  3. Dienstag, mittelniederdeutsch dingesdach, ist eine Lehnübertragung von lat. diēs Mārtis (Tag des Mars) und geht auf den mit dem latinisierten Namen Mars Thingsus belegten germanischen Gott Tyr, Beschützer des Thing, zurück, vgl. altnordisches tysdagr.
  4. Mittwoch ist eine Lehnübersetzung aus kirchenlat. media hebdomas (Mitte der Woche) und setzte sich im Spätalthochdeutschen (mittawehha) durch. Zuvor setzte man den römischen Gott Mercurius (lat. Mercuriī diēs) dem germanischen Gott Wodan gleich, vgl. niederländisch woensdag, englisch wednesday.
  5. Donnerstag entstand aus dem lateinischen diēs Jovis dadurch, dass der römische Gott Jupiter mit dem germanischen Gott Donar gleichgesetzt wurde, vgl. altnordisches þōrsdagr, angelsächsisches þunresdæg, altfriesisches thunresdei.
  6. Freitag (lat. diēs Veneris) entstand auf eine ähnliche Weise – die germanische Göttin Fria wurde mit der römischen Göttin Venus identifiziert.
  7. Samstag ist ein Wort der gotisch-arianischen Mission, das aus dem Griechischen (sábbaton) und, indirekt, Hebräischen Schabbat (שבת) entlehnt wurde. Das gleichbedeutende Sonnabend wurde im Zuge der angelsächsischen Mission aufgenommen als Entsprechung von altenglisch sunnanǣfen (Vorabend des Sonntags).

Literatur