Ein Krimi steht umgangssprachlich abkürzend für „Kriminalfilm" oder Kriminalroman in deren Mittelpunkt kriminelle Handlungen und insbesondere die Untersuchung eines Verbrechens, häufig eines Mordes, steht. Spannung und Geheimnisse sind Schlüsselelemente, die in diesem Genre nahezu allgegenwärtig sind.
Krimis werden häufig als Serien produziert und können in weitere Untergattungen eingeteilt werden, unter anderem in Thriller, Detektiv-, Polizei- und Spionagegeschichten. Drei Viertel der Belletristik der Verlage in Deutschland sind Krimis.
Inhalt
Definition
Als eine "minimale" Definition kann gelten: Bei einem Krimi geht es um eine fiktionale Erzählung, die von der Aufklärung einer oder mehrerer Straftaten handelt, meist ein Mord. Ein zentrales Merkmal des Krimis ist die Frage nach Täter, Motiv oder Folgen der Straftat, die den Leser, Hörer oder Zuschauer in Spannung versetzen soll. Mehrheitlich spielt ein Polizist, ein Detektiv oder eine andere Hauptperson die Rolle des Ermittlers. Der Ermittler klärt den Fall indem er Beweismaterial zusammenträgt; z.B. mittels Indizien, Observationen, Recherchen, legendierte Befragungen (und folgt möglicherweise falschen Spuren).
Überblick
Krimis finden sich in verschiedenen Medien. Neben Literatur und Filmen, die sich vor allem an das erwachsene Publikum richten, gibt es den Krimi auch in der Kinder- und Jugendliteratur, z. B. "Emil und die Detektive" von Erich Kästner. Der literarische Anspruch von Krimis rangiert von der Trivialliteratur in Form eines Heftchenkrimis wie Jerry Cotton bis zu Romanen der Postmoderne wie Umberto Ecos "Der Name der Rose".
Auch wenn der Krimi in der Literatur vor allem in Form von Prosa verbreitet ist, sind die Grenzen zu anderen Literaturgattungen gelegentlich fließend, zum Beispiel zum Drama oder zur Ballade, prominente Gattungsvertreter sind z. B. das Theaterstück "Die Mausefalle" von Agatha Christie und Frank Wedekinds satirisches Gedicht "Der Tantenmörder".
Auch findet sich Krimihandlungen im Comic, wie etwa "Tim und Struppi", "Dick Tracy" oder "Nick Knatterton", im Hörspiel, z.B. "Die drei ???" und sogar im Brettspiel, z.B. "Cluedo".
„Nicht nur Deutsche, aber ganz besonders Deutsche, lieben eher Krimis. Leichen und Ermittler sind hierzulande noch beliebter als Golden Retriever und Fernsehköche. Nicht, dass wir blutrünstig wären. Wir mögen es nur einfach, die aus den Fugen geratene Welt wieder in Ordnung gebracht zu sehen.“ (Quelle: Frank Schätzing)
Kategorien
- Detektivgeschichte: ein Detektiv - ob Profi, Amateur oder Rentner - der ein Rätsel oder ein Verbrechen aufklärt. Ein Teil der Spannung eines Detektivgeschichte besteht darin, es dem Leser so schwer wie möglich, aber nicht gänzlich unmöglich zu machen, die Identität des Täters zu enträtseln und/oder wie es dem Detektiv gelingt, den Täter eines begangenen Verbrechens zu überführen.
- Whodunit: (Wer war es?) beschreibt das häufig in Krimis verwendete abduktive Konzept der allmählichen Aufklärung eines Verbrechens und der Suche nach dem oder den Tätern. Es zeichnet sich durch eine komplexe, handlungsorientierte Geschichte aus, in der der Leser Hinweise erhält, aus denen die Identität des Täters abgeleitet werden kann, bevor die Lösung am Ende aufgedeckt wird.
- Historischer Krimi: ein Untergenre der historischen Belletristik. Der Schauplatz der Geschichte und das Verbrechen haben eine gewisse historische Bedeutung.
- Verschlossener Raum: eine spezielle Form des Krimis, bei dem das Verbrechen unter scheinbar unmöglichen Umständen begangen wird, z. B. in einem verschlossenen Zimmer, das kein Eindringling betreten oder verlassen haben kann.
- Hard-boiled: ein Genre der US-amerikanischen Literatur, das in den 1920er und 1930er Jahren populär wurde. Er unterscheidet sich von früheren englischen Kriminalromanen durch seinen unsentimentalen, naturalistisch-realistischen Ton, seine explizitere Erotik, seine Gewalttätigkeit, seinen vorwiegend städtischen Schauplatz und seine rasanten Dialoge in Umgangssprache.
- Polizeikrimi: eine Geschichte, in der der Ermittler ein Mitglied der Polizei ist, so dass die Aktivitäten einer Polizeieinheit in der Regel überzeugend dargestellt werden.
- Forensische Krimis: ähneln dem polizeilichen Verfahren. Der Ermittler, dem der Leser folgt, ist in der Regel ein Gerichtsmediziner oder Pathologe; er muss die an der Leiche und am Tatort hinterlassenen forensischen Beweise nutzen, um den Mörder zu fassen. Dieses Subgenre wurde erstmals von Patricia Cornwell eingeführt.
- Justizkrimi: der Schwerpunkt liegt eher auf der Funktionsweise des Rechtssystems (Anwälte, Richter, Staatsanwälte, etc.). Außerdem geht es in einem Krimi immer um Kriminalfälle, während ein Justizthriller durchaus auch Zivilprozesse zum Thema haben kann.
- Spionagekrimi: hier sind die Hauptfiguren Spione, die normalerweise für einen staatlichen Geheimdienst arbeiten.
- Thriller: er enthält ebenfalls Elemente aus der Detektivliteratur, da der Protagonist das Rätsel des psychologischen Konflikts lösen muss, der in diesen Geschichten dargestellt wird.
- Kriminalkomödie: durch die Charaktere und deren Aktionen oder Dialoge bekommt die an sich ernste Situation eine komische Note. Verwechslungen, Täuschungen und unerwartete Wendungen werden hier dramaturgisch mit den Mitteln des Humors oder des Lachhaften aufgelöst.
- Gangsterballaden: in der typischen Gaunergeschichte geht es um ein oder mehrere Verbrechen (insbesondere Diebstähle, Betrügereien oder gelegentlich Entführungen), die von den Hauptfiguren vor den Augen des Lesers verübt werden. Die Handlungen der Polizei oder der Detektive, die versuchen, die Verbrechen zu verhindern oder aufzuklären, können ebenfalls geschildert werden, stehen aber nicht im Mittelpunkt.
Klassiker
Bekannte Detektive des klassischen Detektivromans:
- Pater Brown (G. K. Chesterton)
- Nestor Burma (Léo Malet)
- Auguste Dupin (Edgar Allan Poe)
- Sherlock Holmes (Arthur Conan Doyle)
- Hercule Poirot und Miss Marple (beide Agatha Christie)
- Ellery Queen (Ellery Queen)
- Philo Vance (S. S. Van Dine)
- Lord Peter Wimsey (Dorothy L. Sayers)
- Nero Wolfe (Rex Stout)
- Philip Marlowe (Raymond Chandler)
- James Bond, Agent 007 des MI6 (Ian Fleming)
- Hans Bärlach, Kriminalkommissär (Friedrich Dürrenmatt)
- Jerry Cotton und Phil Decker vom FBI (Heftreihe)
- Jules Maigret (Georges Simenon)
- George Smiley (John le Carré)
Gegenwart
- Tabor Süden (Friedrich Ani)
- Kurt Wallander (Henning Mankell)
- Jean-Baptiste Adamsberg (Fred Vargas)
- Simon Brenner (Wolf Haas)
- Commissario Guido Brunetti (Donna Leon)
- Polonius Fischer (Friedrich Ani)
- Maresciallo Guarnaccia (Magdalen Nabb)
- Irene Huss (Helene Tursten)
- Inspector Richard Jury (Martha Grimes)
- Inspector Lynley (Elizabeth George)
- Commissario Salvo Montalbano (Andrea Camilleri)
- Mrs. Murphy "Tigerkatze" (Rita Mae Brown)
- John Rebus (Ian Rankin)
- Gereon Rath (Volker Kutscher)
Geschichte
Tausendundeine Nacht enthält die frühesten bekannten Beispiele für Krimis. Ein Beispiel ist die mittelalterliche arabische Erzählung "Die drei Äpfel" sowie "Der Kaufmann und der Dieb" und "Ali Khwaja". Die beiden letztgenannten enthalten zwei der frühesten fiktiven Detektive, die Hinweise aufdecken und Beweise vorlegen, um einen Verbrecher zu fangen oder zu überführen.
Der früheste bekannte moderne Krimi ist E. T. A. Hoffmanns Novelle "Das Fräulein von Scuderi" (1819). Bekannter sind die frühen düsteren Werke von Edgar Allan Poe. Sein brillanter und exzentrischer Detektiv C. Auguste Dupin, ein Vorläufer von Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes, erschien in Werken wie "Der Doppelmord in der Rue Morgue" (1841), "Das Geheimnis der Marie Rogêt" (1842) und "Der entwendete Brief" (1844). Mit seinen Dupin-Geschichten lieferte Poe den Rahmen für die klassische Detektivgeschichte. Der namenlose Begleiter des Detektivs ist der Erzähler der Geschichten und ein Prototyp für die Figur des Dr. Watson in späteren Sherlock-Holmes-Geschichten.
Wilkie Collins' Briefroman "Die Frau in Weiß" wurde 1860 veröffentlicht, während "Der Mondstein" (1868) vielen als sein Meisterwerk gilt. Der französische Autor Émile Gaboriau legte mit "Monsieur Lecoq" (1868) den Grundstein für den methodischen, wissenschaftlich denkenden Detektiv.
Ein weiterer Vorläufer war Paul Féval, dessen Serie "Les Habits Noirs" (1862-67) von Scotland-Yard-Detektiven und kriminellen Verschwörungen handelt. Der meistverkaufte Kriminalroman des 19. Jahrhunderts war Fergus Humes "The Mystery of a Hansom Cab" (1886), der in Melbourne, Australien, spielt.
Die Entwicklung der Zeitungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trug entscheidend zur Popularisierung des Kriminalromans und verwandter Genres bei. Literarische "Varieté"-Magazine wurden schnell zu einem zentralen Bestandteil der Kultur, der Struktur und der Funktion der populären Belletristik in der Gesellschaft, da sie ein Massenmedium darstellten, das billige, illustrierte Publikationen anbot, die im Wesentlichen zum Wegwerfen bestimmt waren.
Als Doyle in "Das letzte Problem" Sherlock Holmes sterben ließ, war der öffentliche Aufschrei so groß und das Verlagsangebot für weitere Geschichten so verlockend, dass er sich widerstrebend gezwungen sah, ihn wieder aufleben zu lassen.
Es entstand eine Gruppe italienischer Schriftsteller, die das Format des Krimis nutzten, um einen antidetektivischen oder postmodernen Roman zu schreiben, in dem die Detektive unvollkommen sind, die Verbrechen in der Regel ungelöst bleiben und der Leser die Hinweise entschlüsseln muss. Zu den berühmten Autoren gehören Leonardo Sciascia, Umberto Eco und Carlo Emilio Gadda.
Der Brite Edgar Wallace gehört zu den erfolgreichsten englischsprachigen Kriminalschriftstellern und gilt als Erfinder des modernen Thrillers. Im folgte John le Carré zunächst mit Spionageromanen, dann mit Thrillern, die Themen wie die Verstrickung von Politik und Wirtschaft behandelten.
Auch der deutschsprachige Kriminalroman erlebte in den 1950er-Jahren einen Aufbruch mit drei Romanen von Friedrich Dürrenmatt, in denen dieser neue Möglichkeiten des Genres auslotete.
Literatur
- Susanne Düwel, Andrea Bartl, Christof Hamann, Oliver Ruf (Hrsg.): Handbuch Kriminalliteratur: Theorien – Geschichte – Medien. Metzler, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-476-02611-8.
- Stefan Neuhaus: Der Krimi in Literatur, Film und Serie: Eine Einführung. Narr, Tübingen 2021, ISBN 978-3-8252-5556-5.
- Ulrich Suerbaum: Krimi: Eine Analyse der Gattung. Reclam, Stuttgart 1984, ISBN 3-15-010331-2.