WortlehreWortlehre

Der Spracherwerb ist der Prozess, durch den der Mensch die Fähigkeit erwirbt, Sprache wahrzunehmen und zu verstehen (mit anderen Worten: die Fähigkeit, sich der Sprache bewusst zu sein und sie zu verstehen) sowie Wörter und Sätze zu produzieren und zu verwenden, um zu kommunizieren.

Der Spracherwerb (auch: Sprachentwicklung) umfasst Strukturen, Regeln und Repräsentation. Die Fähigkeit, Sprache erfolgreich zu verwenden, erfordert den Erwerb einer Reihe von Instrumenten, darunter Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik und ein umfangreicher Wortschatz. Sprache kann vokalisiert werden, wie beim Sprechen, oder manuell, wie bei der Gebärdensprache. Die menschliche Sprachfähigkeit wird im Gehirn repräsentiert. Obwohl die menschliche Sprachkapazität endlich ist, kann man unendlich viele Sätze sagen und verstehen, was auf einem syntaktischen Prinzip namens Rekursion beruht. Es gibt Hinweise darauf, dass jedes Individuum über drei rekursive Mechanismen verfügt, die es ermöglichen, Sätze auf unbestimmte Weise zu formulieren. Diese drei Mechanismen sind: Relativierung, Komplementierung und Koordination.

Inhalt

Hintergrund

Der Spracherwerb ist ein kognitiver Lernprozess. Ein Kind lernt eine bestimmte Muttersprache dank seiner unmittelbaren Umgebung, einschließlich bestimmter Eigenheiten wie Lispeln oder Dialektformen. Die Erzieher spielen die wichtigste Rolle in diesem Lernprozess, der etwa in den ersten sechs Lebensjahren des Kindes stattfinden sollte. Später im Leben ist der Spracherwerb sehr viel mühsamer und das ungestörte Sprechen von mehr als einer Sprache wird äußerst schwierig. Es ist also offensichtlich, dass die angeborene Fähigkeit zur Mehrsprachigkeit ab dem sechsten Lebensjahr allmählich verschwindet. Warum dies so ist, ist noch nicht genau bekannt. Israelische Wissenschaftler konnten jedoch zeigen, dass diese Annahme falsch ist und dass gerade Erwachsene besser in der Lage wären, eine neue Sprache zu lernen.

Phasen

Sowohl die Darstellung von Sprachinhalten - die Bedeutung - als auch die Lautproduktion - die Aussprache - müssen geübt werden. In der Literatur und in der Spontansprache wird immer noch von Sprachentwicklung gesprochen, zum Teil deshalb, weil man vor allem in der Vergangenheit davon ausging, dass sich Sprache auf natürliche Weise entwickelt, als ob es eine Art angeborenes Programm gäbe, das abgeschlossen ist (siehe u.a. Noam Chomsky ). Die Forschung hat gezeigt, dass der Spracherwerb im Gehirn durch klar lokalisierbare Module unterstützt wird.

Üblicherweise werden die folgenden Phasen der Sprachentwicklung unterschieden:

In der Anfangsphase kann es vorkommen, dass das Kind die Bedeutung der ihm zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Wörter auf andere Dinge ausdehnt, weil es das separate Wort dafür noch nicht kennt. So kann das Kind z. B. "dada" außer für seinen eigenen Vater für alle Männer verwenden, die es sieht, oder für Männer, die mehr oder weniger gleich aussehen, oder das Wort "Mama" kann im weiteren Sinne für alles verwendet werden, was in irgendeiner Weise mit der Mutter des Kindes zu tun hat.

Im Alter von etwa 2 Jahren ist das Kind in der Lage, zwei oder mehr Wörter auf mehr oder weniger sinnvolle Weise miteinander zu verbinden und erwirbt so eine erste Grundgrammatik. Diese Grammatik wird in den folgenden Phasen schrittweise weiterentwickelt.

Im Alter von etwa 5 Jahren ist das Kind in der Lage, alle einzelnen Phoneme der als Muttersprache erworbenen Sprache zu unterscheiden. Nach dem sechsten Lebensjahr beherrscht das Kind die Sprache weitgehend, wobei Tempo und Qualität des Spracherwerbs von Kind zu Kind unterschiedlich sind. In der Regel entwickeln Mädchen ihre Sprachkenntnisse etwas flüssiger und früher als Jungen. Zwillinge sind in der Regel etwas im Rückstand, weil sie eine eigene Sprache entwickeln. Die Entwicklung dieser Sprachfähigkeit steht in enger Wechselwirkung mit anderen Entwicklungen des Kindes: körperlich, psychisch, sozial, intellektuell und emotional.

Anomalien

In der Sprachentwicklung können gelegentlich Dinge schief laufen. Eine verzögerte Sprachentwicklung ist oft ein Symptom für eine andere Störung.

Um objektiv festzustellen, inwieweit der Spracherwerb verzögert ist, wurden wissenschaftliche Tests und Beobachtungsskalen entwickelt.

Kinder, die in einer sprachlosen Umgebung aufwachsen, z. B. Wolfskinder, erwerben später nur mit großen Schwierigkeiten und Mängeln eine Sprache. Kaspar Hauser und Victor von Aveyron sind die bekanntesten Beispiele dafür. Wolfskinder wachsen übrigens in einer Umgebung auf, in der es keine menschliche Interaktion und somit auch keine soziale Entwicklung gibt. In Verbindung mit dem Fehlen einer normalen menschlichen Ernährung führt dies zu irreversiblen Hirnschäden. Diese Hirnschäden könnten eine gute Erklärung für den schlechten Spracherwerb von Wolfskindern sein.

Literatur