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"Fishbowl" (auch Innen-/Außenkreis-Methode) ist eine Form des Dialogs, die bei Diskussionen mit vielen Teilnehmern eingesetzt wird. Der Vorteil besteht darin, dass sich die gesamte Gruppe dem Gespräch beteiligen kann.
Fishbowl-Gespräche (auch: Gesprächslabor) werden manchmal auch bei partizipativen Veranstaltungen wie Unkonferenzen eingesetzt.

Inhalt

Übersicht

  1. Methode: Lernen durch Selbsterfahrung - In einem „Gesprächslabor“ verschiedene Gesprächsformen beobachten und in der „Metakommunikation“ über Gespräche und Gesprächsverhalten sprechen
  2. Ziel: „Unterrichtsgespräche“ als Form des kommunikativen Lernens untersuchen und erproben
  3. Effekt: über Metakommunikation die Kommunikation beeinflussen - Sprachbewusstheit erzeugen
  4. Anlass: z.B. 20 Schülerinnen und Schüler diskutieren zu einem Thema - sie argumentieren mit Kenntnissen, die sie gezielt für die Debatte erarbeiten

Quelle: Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022)

Ablauf

Wie bei der Podiumsdiskussion ist die Diskussionsrunde überschaubar, da immer nur eine kleine Anzahl von Teilnehmern gleichzeitig diskutieren kann. Themen werden dadurch fokussiert und verdichtet.

Die Fishbowl-Methode wird häufig als Unterrichtsmethode in Grundschulen und weiterführenden Schulen als Alternative zur traditionellen Diskussion in großen Gruppen eingesetzt. In diesen Fällen verwenden die Lehrkräfte in der Regel ein geschlossenes Fishbowl-Format, und der zentrale Kreis wird in der Regel erweitert, damit alle Schüler innerhalb einer Unterrichtsstunde teilnehmen können.

Offenenes Fishbowl

In einem offenen Fishbowl kann jedes Mitglied des Publikums jederzeit den leeren Stuhl besetzen. Wenn dies geschieht, muss ein bereits anwesendes Mitglied freiwillig die innere Runde verlassen und einen Stuhl frei machen.
Die Diskussion wird fortgesetzt, wobei die Teilnehmer häufig das Fishbowl betreten und verlassen. Je nachdem, wie groß das Publikum ist, können viele Zuhörer einige Zeit im Fishbowl verbringen und sich an der Diskussion beteiligen. Wenn die Zeit abgelaufen ist, wird das Fishbowl geschlossen und der Moderator fasst die Diskussion zusammen.

Geschlossenes Fishbowl

In einem geschlossenen Fishbowl sprechen die ersten Teilnehmer eine Zeit lang. Wenn die Zeit abgelaufen ist, verlassen sie das Fishbowl und eine neue Gruppe aus dem Publikum betritt das Fishbowl. Dies wird so lange fortgesetzt, bis viele Teilnehmer aus dem Publikum eine gewisse Zeit im Fischglas verbracht haben. Sobald die letzte Gruppe fertig ist, schließt der Moderator das Fishbowl und fasst die Diskussion zusammen.

Vorteile

Ein Vorteil eines Fishbowl-Gesprächs ist, dass es sich für große Gruppen eignet. Außerdem werden die Unterschiede zwischen den Sprechern und dem Publikum verringert. Offene Fishbowls werden oft als sehr demokratisch angesehen, da die Teilnahme an der Diskussion allen Mitgliedern jederzeit offen steht. Dies hat Fishbowls in partizipativen Gruppentreffen und Konferenzen beliebt gemacht.

Nachteile

Dies ist kein Forum, in dem sich introvertierte oder schüchterne Menschen gerne einbringen werden. Um sie einzubeziehen, ist es möglich, den Dialog in viel kleinere Gruppen aufzuteilen, damit sie sich bei der Diskussion eines Themas wohl fühlen. Ihre Meinung kann im Vorfeld durch eine Post-it-Sammelaktion oder durch eine Live-Abstimmung darüber eingeholt werden, wessen Meinung sie schätzen oder ersetzt haben möchten (durch nicht-technisches Armdrücken/Klatschen oder eine digitale Live-Abstimmungs-App).

Diskussion

Beispiel

Beispiel: Was ist „Gewalt“? - Diskussion im Unterricht zur sachlichen Klärung eines Phänomens. Der Kurs oder die Klasse wird halbiert und man setzt sich in zwei Kreisen hintereinander:

Kommunikation = Gespräche über ein Thema führen

  1. Gesprächskette: Im Gesprächslabor bringen alle Teilnehmer im inne­ren Kreis einen Beitrag zur Frage „Wie entsteht Gewalt?“ ein. Das Wort wird im Uhrzeigersinn an den Nachbarn weitergegeben; so soll das Rederecht in der Reihenfolge der Sitzenden weiterlaufen; jeder ist zu einem kurzen Beitrag verpflichtet. Dann ist Schluss.
  2. offene Diskussion: Ohne Gesprächsleiter diskutiert die innere Gruppe das Thema: „Was ist Gewalt?“ Dabei sollte schon ein sinnvolles Gespräch entstehen; d.h. jede/r ist für die Gesprächsentwicklung verantwortlich.
  3. moderierte Diskussion: Mit einem Gesprächsleiter (Moderator) diskutiert die innere Gruppe das Thema: „Wie verhindert man Gewalt?“ Dabei achtet der Moderator vor allem auf die Gesprächsordnung.

Metakommunikation = über das Gesprächsverhalten der Beteiligten sprechen

  1. Die Schülerinnen und Schüler im äußeren Kreis führen zu den drei Gesprächsabläufen jeweils ein „Gespräch über das Gespräch“. Dabei müssen sie darauf achten, dass sie nicht zur Sache (Gewalt) reden. Ihr Gesprächsgegenstand ist das vorherige Gespräch:
    Wie ist die Experimentalgruppe mit dem Thema inhaltlich zurecht gekommen? Sind die Gesprächsteilnehmer in der Sachebene zu Ergebnissen gekommen? - Wie sind sie miteinander umgegangen? Was hat sich in der Beziehung der Teilnehmer untereinander gezeigt? - Wie wurde das Gespräch geregelt? Gab es eine Gesprächsordnung? - Worin unterschieden sich die drei Gesprächsformen?
  2. Alle Schülerinnen und Schüler präzisieren die Aufgaben des Gesprächsmoderators.
  3. Überprüft werden kann, inwieweit in den Gesprächsrunden einige der folgenden Formulierungen vorkamen und wie sie sich auswirkten.

Steuerung

Wie erfolgt der Einsatz gesprächssteuernder Äußerungen mit Bezug auf ...

Gesprächsinhalte

Gesprächsverhalten

Fortsetzung von Gesprächslabors zu: Gruppenarbeit, Brainstorming, Rollenspiel, Konfliktgesprächen, Unterrichtsgesprächen...

 

Quelle: Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022)

Varianten

Die Gruppe kann in zwei kleinere und unterschiedliche Untergruppen aufgeteilt werden (z. B. Männer und Frauen oder ältere und jüngere Teilnehmer), die getrennt zusammenkommen und sich drei bis vier Fragen an die andere Gruppe ausdenken, die auf Karten geschrieben werden. Die Teilnehmer kommen wieder zusammen, tauschen die Karten aus und bilden zwei Kreise, wobei eine Untergruppe innerhalb der anderen steht und beide nach innen schauen. Die innere Gruppe liest eine Frage vor und diskutiert sie, während die Teilnehmer des äußeren Kreises zuhören, aber nicht sprechen. Jede Frage wird auf diese Weise diskutiert, wobei sichergestellt wird, dass jeder im inneren Kreis zu Wort kommt. Anschließend werden die Kreise umgedreht. Die Fragen, die sich die Gruppen ausdenken, können sich auf dasselbe Thema beziehen oder auch nicht, das liegt im Ermessen des Veranstalters. Diese Version ist ein gutes Partyspiel für Gruppen von dreißig bis sechzig Personen.

Eine andere Variante besteht darin, das Fishbowl eine bestimmte Zeit lang laufen zu lassen, z. B. eine halbe Stunde. Der Moderator unterbricht die Diskussion im Fishbowl-Kreis und fordert diejenigen, die nicht zum inneren Kreis gehören, auf, ihre Gedanken und Kommentare zu dem, was sie im inneren Kreis hören, vorzubringen.

Eine weitere Variante ist der Einsatz von Technologien wie CoverItLive, um die Beteiligung zu erhöhen. Dadurch haben alle Teilnehmer des äußeren Kreises die Möglichkeit, ihre Gedanken in einem öffentlichen Online-Forum mitzuteilen, ohne dass sie warten müssen, bis sie an der Reihe sind.
Das Online-Forum wird auch in den Raum projiziert, so dass der innere Kreis es als zusätzlichen Gesprächsstoff oder als Grundlage für seine Ideen nutzen kann. Diese Variante ermöglicht eine Umgebung, die Extrovertierte und Introvertierte unterstützt (Extrovertierte sprechen vor der Gruppe, Introvertierte teilen ihre Gedanken im öffentlichen Online-Forum mit). Bei dieser Variante steht auch den Teilnehmern des äußeren Kreises ein heißer Stuhl (oder offener Sitz) zur Verfügung, so dass sie sich jederzeit in die Fishbowl (innerer Kreis) setzen und bei Bedarf ihre Gedanken verbal mitteilen können.