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Lesekompetenz bezeichnet die Fähigkeit, einen geschriebenen Text aufzunehmen, seine Bedeutung zu verstehen und mit dem zu verknüpfen, was der Leser bereits weiß. Das Verstehen ist ein kreativer, vielschichtiger Prozess, der von 4 Sprachfertigkeiten abhängt: Phonologie, Syntax, Semantik und Pragmatik (Kontext).

Inhalt

Leseverständnis

Das verstehende Lesen ist ein komplexerer Prozess und umfasst nicht nur das Erkennen von Wörtern und Bedeutungen. Es handelt sich um eine Grundfertigkeit, die auf der eine Reihe verwandter Fertigkeiten aufbaut: mündliche Fertigkeiten, Freude am Lesen und kritisches Denken. Diese kognitive Aufgabe beinhaltet das der Leser Informationen aus dem Text extrahieren und sie auf der Grundlage von Vorwissen einordnen muss.

Leseverständnis setzt voraus, dass der Leser in der Lage ist, Informationen in Bedeutungseinheiten zu integrieren, und sich ein Verständnis des Textinhalts zu erarbeiten, das viel mehr ist, als die Summe der Bedeutungen einzelner Wörter.

Eine liste der grundlegenden Fähigkeiten, die für ein effizientes Leseverständnis (synonym für Lesekompetenz) erforderlich sind:

Es gibt viele Strategien, um das Leseverständnis und die Schlussfolgerungen zu verbessern, z. B. die Erweiterung des Wortschatzes, die kritische Textanalyse (Intertextualität, tatsächliche Ereignisse im Vergleich zur Erzählung von Ereignissen usw.).

Untersuchungen zeigen, dass sowohl die Vorstellungen der Lehrer darüber, was Lesen lernen bedeutet, als auch die im Unterricht durchgeführten Aktivitäten fast keine Aspekte des Leseverständnisses beinhalten. Dies zeigt, dass die Lehrer zumeist die Auffassung vom Lesen teilen, die den Bottom-up-Verarbeitungsmodellen entspricht, wonach das Verstehen mit der korrekten mündlichen Wiedergabe des Textes verbunden ist.

Wenn ein Schüler gut liest, wenn er den Text wiedergeben kann, wird er ihn auch verstehen. Diese Theorie ist so tief verwurzelt, dass sie auch heute noch in den Schulsystemen als Grundlage für den Leseunterricht herangezogen wird. Deutschland bildet da keine Ausnahme: Es genügt, einen Blick in die Lehrpläne und die vorhandenen Lehrbücher zu werfen. Dort finden sich zahllose Empfehlungen und Übungen, die nur darauf abzielen, dass die Schüler die Bedeutung des Textes gemäß den Vorgaben der Schulämter wiedergeben.

Stufen

Die Stufung erfolgt für die Fähigkeit, Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zu lösen. Der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe ist u.a. von der Komplexität des Textes, der Vertrautheit der Schüler mit dem Thema, der Deutlichkeit von Hinweisen auf die relevanten Informationen sowie der Anzahl und Auffälligkeit von Elementen, die von den relevanten Informationen ablenken könnten, abhängig. Die Unterscheidung findet jeweils in den 3 Kategorien

  1. Informationen ermitteln
  2. textbezogenes Interpretieren
  3. Reflektieren und Bewerten

Die folgende Darstellung ist angelehnt an die Konzeption der Kompetenzstufen in der PISA-Studie. Auch liegt beispielsweise der IGLU-Studie ein anderes Stufenmodell zugrunde, sodass die Ergebnisse beider Studien nicht unmittelbar verglichen werden können:

Kompetenzstufe I

Elementarstufe → Schüler sind in der Lage:

  1. explizit angegebene Informationen zu lokalisieren, wenn keine konkurrierenden Informationen im Text vorhanden sind (Informationen ermitteln);
  2. den Hauptgedanken oder die Intention des Autors in einem Text über ein vertrautes Thema zu erkennen, wobei der Hauptgedanke relativ auffällig ist, weil er am Anfang des Textes erscheint oder wiederholt wird (textbezogenes Interpretieren);
  3. einfache Verbindungen zwischen Informationen aus dem Text und allgemeinem Alltagswissen herzustellen, wobei der Leser ausdrücklich angewiesen ist, relevante Faktoren in der Aufgabe und im Text zu beachten (Reflektieren und Bewerten).

Kompetenzstufe II

Herstellung einfacher Verknüpfungen → Schüler sind zum Beispiel in der Lage:

  1. eine bzw. mehrere Informationen im Text zu lokalisieren, die aus dem Text heraus geschlussfolgert werden müssen und mehrere Voraussetzungen erfüllen. Der Text wird durch eine Auswahl von konkurrierenden Informationen erschwert (Informationen ermitteln);
  2. den Hauptgedanken zu erkennen und des Weiteren die Beziehungen und das Erfassen von Bedeutungen im Text auf der Basis von Schlussfolgerungen zu verstehen (textbezogenes Interpretieren);
  3. mehrere Verbindungen zwischen Text und Wissen, welches über den Text hinausgeht, zu vergleichen und darauf mit persönlichen Erfahrungen und Einstellungen Bezug zunehmen (Reflektieren und Bewerten).

Kompetenzstufe III

Integration von Textelementen und Schlussfolgerungen → Schüler sind in der Lage:

  1. Informationen zu identifizieren, die verschiedene Bedingungen erfüllen, wobei zum Teil Beziehungen zwischen diesen Informationen erkannt werden müssen und auffällige konkurrierende Informationen vorhanden sind (Informationen ermitteln);
  2. den Hauptgedanken eines Textes zu erkennen, eine Beziehung zu verstehen oder die Bedeutung eines Wortes oder Satzes zu erschließen, auch wenn mehrere Teile des Textes berücksichtigt und integriert werden müssen (textbezogenes Interpretieren);
  3. Verbindungen zwischen Informationen herzustellen sowie Informationen zu vergleichen und zu erklären oder bestimmte Merkmale eines Textes zu bewerten, auch wenn ein genaues Verständnis des Textes im Verhältnis zu vertrautem Alltagswissen oder eine Bezugnahme auf weniger verbreitetes Wissen erforderlich ist (Reflektieren und Bewerten).

Kompetenzstufe IV

Detailliertes Verständnis von komplexen Texten → Schüler sind zum Beispiel in der Lage:

  1. mehrere eingebettete Informationen zu lokalisieren (Informationen ermitteln);
  2. Kategorien in einem unbekannten Text zu verstehen/anzuwenden und Sprachnuancen in Textteilen auszulegen, die den Text als Einheit berücksichtigen (textbezogenes Interpretieren);
  3. kritisch zu formulieren oder Hypothesen über Textinformationen unter der Zuhilfenahme von formalem/allgemeinem Wissen aufzustellen sowie lange/komplexe Texte zu verstehen Texten (Reflektieren und Bewerten).

Kompetenzstufe V

Vollständige flexible Nutzung unbekannter und komplexer Texte, Expertenstufe → Schüler sind zum Beispiel in der Lage:

  1. verschiedene, tief eingebettete Informationen zu lokalisieren und zu organisieren, auch wenn Inhalt und Form des Textes unvertraut sind und indirekt erschlossen werden muss, welche Informationen für die Aufgabe relevant sind (Informationen ermitteln);
  2. einen Text mit einem unvertrauten Thema und Format vollständig und im Detail zu verstehen (textbezogenes Interpretieren);
  3. unter Bezugnahme auf spezialisiertes Wissen einen Text kritisch zu bewerten oder Hypothesen über Informationen im Text zu formulieren, auch wenn die relevanten Konzepte den Erwartungen widersprechen (Reflektieren und Bewerten).

Literatur