Aufgabenstellung: Analysiere den Text und
interpretiere ihn.
1. leserorientiert ■ Gesamteindruck
und Hypothese zur Textaussage: ● Eindrücke, vorläufiges Verständnis wiedergeben: Es handelt sich um (eine Ballade ...);
darin... ● Ausgangspunkte für den nächsten Schritt bei Textstellen suchen, die das Verständnis steuern: offene
Stellen / Leerstellen: zu klären ist...; auffällige Stellen:
auffällig ist, ... - im Mittelpunkt steht wohl...; schwierige Stellen:
zu untersuchen wäre...; sinngebende
Stellen: deutlich wird mir...; ● eine Hypothese
zur Textaussage aufstellen
(Verstehenshypothese): der Text will wohl darstellen...; der Titel des
Textes ...; die Hauptaussage des Textes…; |
2. textorientiert ■ Textanalyse: ● genaue Beobachtungen am Text beschreiben, ● einzelne Auffälligkeiten und ihre Beziehungen
zueinander erklären, ● Formen und Inhalte
aufeinander beziehen → ggf. schon die Funktion von Einzelheiten für den
Sinn des Textes erklären (s.
„argumentierendes Interpretieren“ = mit Zitaten die eigenen Erklärungen
beweisen und die Funktion der Textstelle erklären) Darstellungsmittel: - Situationen, Handlungen,
Personen, Rollen, Zeitverhältnisse,
Wirklichkeitsausschnitte - Perspektiven,
Blickführung, Lenkung der Aufmerksamkeit - Themen und Probleme, die
Argumentation, die Positionen - Aufbau und auffällige
Gliederung des Textes (Rahmung...) - auffällige Formen
(Strophe, Reime, Metrum, vor allem die Abweichungen vom Schema!...) - Sprache der Textfiguren,
des lyrischen Ichs / des Erzählers (altertümlich, sachlich, dialogisch, ...) - Bildkomplexe und einzelne
Bilder - übersetzen, in Zusammenhang bringen - Wiederholungen,
Gegensätze, Widersprüche, Paradoxa, Brüche - besondere Ausdrücke,
Schreibweisen, Namen, Zeichensetzung - Gefühle, Motive und
Ziele, Pointe etc. - gattungstypische
Darstellungstechniken: z.B. Erzählung:
Gestaltung von Raum, Zeit, Personen, Handlung, Erzählsituationen, Redeformen,
Leitmotive, Problemkreise...; spezifische Mittel der Novelle: finale
Gestaltung, Wendepunkt..., - des Romans: Problem- und Handlungsschichten,
Helden, moderne Formen des Erzählens wie Bewusstseinsstrom z.B. Drama:
Szenengestaltung, Dialogformen, Personenauftritte, Konfliktlage,
Handlungsalternativen, Handlungsziele, -motive, Sprachhandlungen u.
konkrete Handlungen, Bedingungen der Sprechsituation, Inhalts- und Beziehungsebene,
Funktion der Szene im Werk/der Gesamthandlung/der Konfliktfolge; Argumentation,
rhetorische Mittel; zeitgebundener Texthorizont, vermittelte Ideen
(Ideologie), epochentypische Bedingungen z.B. Lyrik: lyrische
Formen (traditionelle Strophik, Metrum, Reim,
Kadenzen - moderne Formen wie Reihungen, assoziative Ketten, freie Rhythmen,
...), Wirklichkeitsausschnitt und seine lyrische Gestaltung durch: lyrische
Situation (lyrisches Ich als authentisches Ich, Rollen-Ich...), Stimmungen,
Blickführung, semantische Felder, Metaphern, Motive, rhetorische Mittel,
stilistische Mittel (Wortwahl, Satzbau...), Verfremdungen, Topoi, Appelle
etc. |
3. leser- und textorientiert ■
Interpretation: ● den Sinn des Textes deuten - dabei von Schlüsselstellen ausgehen → wichtige
Erklärungen mit Zitaten stützen - ggf. einen bestimmten
Interpretationsansatz wählen: biografisch, politisch, theologisch,
philosophisch, psychologisch etc. - die Bedeutung des ganzen Textes
und seiner Teile erklären: die „Botschaft“ - zentrale Aussagen oder
Stellen (ggf. noch einmal) hervorheben, Verschlüsseltes entschlüsseln - die Textintention (evtl.
Absicht des Autors) erschließen - die Bedeutung für mich,
für damals - heute - immer erläutern - den Text und seine
Wirkung beurteilen; - den Text im Zusammenhang
der Epoche, des Werkes etc. sehen |
ggf. 4.
Anwendung: ● die Leseerfahrung, den
Textanstoß, den Wissenszuwachs auf neue Problemstellungen anwenden; Zusammenhänge
mit dem Unterrichtsrahmen, mit dem Leben, dem Alltag herstellen; das Problem
erörtern |
Achtung: Eine Textparaphrase (Textwiedergabe in eigenen
Worten) mit eingestreuter Kommentierung reicht für die „Analyse eines
Textes“ nicht aus! - Man schreibt die
Textanalyse für Leser, die nicht mit dem Text vertraut sind, muss also explizit
an Textbeispielen erklären, d.h. Andeutungen und Verweise reichen nicht aus. -
Man muss im analytischen Teil mit Distanz und Überblick den Text untersuchen,
d.h. mit dem Blick aufs Ganze und auf die Details, mit dem Blick auf Inhalt und
Gestalt, d.h. die Formelemente, die die Botschaft des Textes besonders
verdeutlichen, einfärben, effektvoll vermitteln. - Man kann den eigenen Text
unterschiedlich aufbauen: textchronologisch, thematisch, systematisch
nach Analyseverfahren oder zentralanalytisch (d.h. von einem Schwerpunkt
der Beobachtung ausgehend und anderes darauf beziehend).
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