WortlehreWortlehre

In der bildenden Kunst ist Graffiti eine seit dem Römischen Reich existierende Kunst in Form einer kalligraphischen Inschrift von komplexerer Ausarbeitung als Graffiti oder einer auf einen Träger gemalten Zeichnung in öffentlichen Räumen, die nicht für diesen Zweck bestimmt sind (z. B. auf Mauern).

Ersteller von Graffiti Graffiti (italienisch; Singular Graffito), insbesondere wenn sie Sprühdosen verwenden, werden häufig Sprayer (englisch für Sprüher) genannt, bezeichnen sich selbst aber als Graffitikünstler.

Während Graffiti lange Zeit als irrelevante Angelegenheit oder bloße Zuwiderhandlung betrachtet wurden, gelten sie heute als eine Ausdrucksform, die in den Bereich der bildenden Kunst fällt, genauer gesagt, der urbanen Kunst - bei der der Künstler die Wände nutzt, um eine absichtliche Sprache zu schaffen, die in die Stadt eingreift. Es gibt jedoch auch Stimmen, die Graffiti mit Kunst gleichsetzen. Graffiti auf öffentlichen oder privaten Plätzen ohne Erlaubnis der jeweiligen Eigentümer ist in mehreren Ländern gesetzlich verboten.

Im archäologischen und geschichtswissenschaftlichen Kontext steht der Begriff „Graffiti“ dagegen für kleine Inschriften, die in einen Gegenstand eingeritzt wurden – entsprechende aufgemalte Inschriften werden als Dipinti bezeichnet. Vor allem in Pompeji, aber auch anderen Städten wie Ostia und Herculaneum wurden diverse antike Dipinti aus römischer Zeit, vorwiegend an Häuserwänden und den Innenwänden öffentlicher sowie privater Gebäude, angebracht.

Graffiti ist ein umstrittenes Thema. In den meisten Ländern wird die unerlaubte Beschriftung oder Bemalung von Eigentum von den Eigentümern und Behörden als Verunstaltung und Vandalismus betrachtet, was eine strafbare Handlung darstellt, wobei die Verwendung von Graffiti durch Straßengangs zur Markierung des Territoriums oder als Indikator für bandenbezogene Aktivitäten angeführt wird. Graffiti wurde in vielen Städten der Industrienationen als wachsendes städtisches "Problem" sichtbar, das sich von der New Yorker U-Bahn und Philadelphia in den frühen 1970er Jahren auf den Rest der Vereinigten Staaten, Europa und andere Weltregionen ausbreitete.

Inhalt

Etymologie

"Graffiti" (in der Regel sowohl im Singular als auch im Plural) und die seltene Singularform "graffito" stammen vom italienischen Wort graffiato ("gekratzt") ab. Das Wort leitet sich aus dem Griechischen "graphein" ab, und das bedeutet "schreiben" / "zeichnen".

Der Begriff "Graffiti" wird in der Kunstgeschichte für Kunstwerke verwendet, die durch Einritzen eines Musters in eine Oberfläche entstehen. Ein verwandter Begriff ist "Sgraffito" (Dekorationstechnik zur Bearbeitung von Wandflächen), bei dem eine Pigmentschicht durchgekratzt wird, um eine darunter liegende Schicht freizulegen. Diese Technik wurde auch von Töpfern angewandt, die ihre Waren glasierten und dann ein Muster einritzten. In der Antike wurden Graffiti mit einem scharfen Gegenstand in die Wände geritzt, manchmal wurden aber auch Kreide oder Kohle verwendet.

Überblick

Ein Graffiti-Gemälde, bei dem das Werk aus einem Umriss und einer Ausfüllung besteht, wird als Piece bezeichnet (wahrscheinlich eine Verkürzung von Masterpiece). Ein Throw-up ist ein groß umrandetes Etikett mit einer oder zwei Farben, das zwischen einem Stück und einem Etikett gehalten wird.

In New York wurde der Filzstift bald von der Spraydose abgelöst und die U-Bahn wurde zum idealen Medium, um ein Millionenpublikum zu erreichen. Je nach Größe der Bemalung auf den Zügen unterscheidet man All-Over-, Top-to-Bottom-, Window-Down- oder End-to-End-Graffiti. Ein vollständig lackiertes Auto einschließlich der Fenster wird als vollständiges Auto bezeichnet. Es gibt aber auch Gemälde (Stücke) mit zwei ganzen Autos (auch Ehepaar genannt).

Graffiti auf den Straßen werden in der Regel mit Sprühdosen mit verschiedenen Farben angebracht. Dabei handelt es sich oft um kurze Texte und Bilder, die von Tags (kurze Initialen, an denen der Urheber von seinen Kollegen erkannt wird) bis zu Stücken (größere, künstlerisch gestaltete Bilder) reichen. Oft sieht man Dutzende von Schildern, die dicht beieinander liegen. In einer Underground-Graffiti-Subkultur lassen sich klare Stile erkennen. Graffiti sind fast überall zu finden. Graffitikünstler - in der Subkultur selbst (der Szene) auch Writer genannt - suchen manchmal schwer zugängliche Stellen auf und riskieren dabei Stürze, Zusammenstöße oder Stromschläge.

Graffiti-Workshops können an einigen Orten, wie z. B. in Gemeindezentren und auf Festivals, besucht werden. In weiten Teilen der Gesellschaft werden Graffiti jedoch weniger geschätzt und als Vandalismus angesehen. Graffiti gelten als wichtiger Teil der Hip-Hop-Kultur.

Arten

Aufgrund ihrer Form und ihres Zwecks lassen sich verschiedene Arten von Graffiti unterscheiden:

Kunst

Ursprünglich galten Graffiti als niedere Kunst, doch mit der Weiterentwicklung der Ausdrucksform wurden sie in breiteren Kreisen als Ausdruck von Kunst angesehen. Graffiti-Macher lassen sich von einer Vielzahl anderer Medien inspirieren. Die Puppen, die oft neben den Wörtern abgebildet sind, ähneln in Form und Körperhaltung sehr den Cartoonfiguren von Vaughn Bodé. Manchmal werden seine Eidechsen oder typischen Frauenfiguren sogar aus Huldigung kopiert. Die Graffiti-Kunst ist auch in gesellschaftlich akzeptierte Kunstformen eingedrungen. Die Konsumgüter der Pop Art, die Abneigung gegen Galeriekunst und der Happening- und Performance-Drang der Konzeptualisten trugen dazu bei, dass die Sprayer in den 1980er Jahren Graffiti als Kunstform aufgriffen.

Zu den bekanntesten Graffiti-Künstlern während des Aufschwungs dieser Bewegung in New York gehören Keith Haring, Jean-Michel Basquiat und Kenny Scharf.

Graffiti-Maler arbeiten sowohl gegenständlich als auch ungegenständlich, auf jedem Medium. Der Künstler lässt sich einzig und allein von seiner Spontaneität und seiner bemerkenswert schnellen Ausführung leiten (notwendigerweise, weil die Technik dies bis zu einem gewissen Grad erfordert und er sonst Gefahr läuft, verhaftet zu werden). In den Niederlanden bewegt sich Laser 3.14 mit Gedichten an der Grenze zwischen Graffiti und Straßenkunst. Darüber hinaus gibt es mehrere Amsterdamer und Leidener Graffitikünstler (80-90er Generation), die ihren Lebensunterhalt im Grenzbereich zwischen Kunst, Werbung und Graffiti verdienen, z.B. Delta (Amsterdam) und Zedz (Leiden). In den zentralen Niederlanden arbeitet der Utrechter Gnom auf diese Weise. Im Jahr 2015 fand in Goes ein Mural Festival statt, in dessen Folge mehrere große und künstlerische Graffiti-Werke in der Stadt zu sehen sind.

Vandalismus

Graffiti werden häufig an Gebäuden angebracht, die nicht Privatpersonen, sondern dem Staat oder großen Organisationen gehören. Häufig werden mobile Gegenstände ins Visier genommen, z. B. das Innere und Äußere von Zügen, U-Bahnen, Straßenbahnen, Bussen und Containern sowie Stadtmobiliar wie Verteilerkästen von Strom-, Telefon- und anderen Kabelgesellschaften, öffentliche Briefkästen und Müllcontainer. Das Anbringen unerwünschter, illegaler Graffiti ist ein Akt des Vandalismus. Deshalb erstattet die Polizei Anzeige, und der Täter wird, wenn möglich, ausfindig gemacht. Letztere müssen in der Regel die Kosten für den Umzug tragen. In der Praxis geschieht dies jedoch nur selten. Im Laufe der Jahre hat sich die Gesellschaft teilweise mit dem ständigen Auftreten von Graffiti abgefunden. In einigen Städten wurden spezielle Wände zum Sprühen von Graffiti errichtet. Damit soll verhindert werden, dass Menschen Graffiti an Orten sprühen, an denen dies nicht erlaubt ist. Die Anti-Graffiti-Beschichtung wird im Tunnel aufgebracht.

Die Reinigung von verunstalteten Wänden, Lärmschutzwänden, Fenstern, Türen, Schlössern, Wagen und dergleichen kostet den Eigentümer und letztlich die Gesellschaft viel Geld. Bei der Reinigung werden häufig auch darunter liegende Farbschichten oder Baumaterialien angegriffen. Es geht also nicht nur um das Entfernen der aufgetragenen Farbe, sondern auch um die Restaurierung des Objekts. Für niederländische Gemeinden, die Graffiti in ihr Sicherheitskonzept einbeziehen möchten, hat das Zentrum für Kriminalprävention und Sicherheit ein Graffiti-Konzept entwickelt. Unerwünschte Graffiti können auf verschiedene Weise entfernt werden, je nach Farbe und Untergrund.

Teilweise entfernte Graffiti hinterlassen so genannte Geisterbilder. Diese Geisterbilder oder Schattenbilder können auch mit Schattenentfernern entfernt werden. Graffiti können nicht mit chemischen Lösungsmitteln entfernt werden, die die Farbe anlösen, z. B. Waschbenzin. Testbenzin verdünnt die Farbe, so dass sie noch stärker in den Untergrund eindringt. Die Entfernung von Graffiti kann, ebenso wie die Fassadenreinigung, die darunter liegende Fassade nachhaltig beeinträchtigen. Eine Methode, die bei einer Art von Stein erfolgreich ist, kann bei einer anderen sehr nachteilig sein.

Geschichte

Graffiti gibt es seit jeher. Auch die alten Römer schrieben auf ihre Mauern und Denkmäler, wie noch heute in den italienischen Städten Rom und Pompeji zu sehen ist, zum Teil mit politischen Aussagen und Ankündigungen von Gladiatorenspielen. Auch die Wikinger brachten zumindest ab dem 12. Jahrhundert Graffiti an den Orten an, die sie besuchten, wie z. B. in Maes Howe in Schottland noch zu sehen ist.

Während des Zweiten Weltkriegs war es unter den US-Soldaten eine Modeerscheinung, überall, wo sie hinkamen, den Text "Kilroy was here" anzubringen, auf dem Mr. Chad, der kleine Mann, über eine Mauer starrt. Dieses Graffiti findet sich noch immer überall auf der Welt, von den Wänden öffentlicher Toiletten bis hin zur Spitze der Freiheitsstatue in New York.

In den späten 1960er Jahren übernahmen New Yorker Jugendliche die Angewohnheit von Straßenkindern aus Philadelphia, ihre Pseudonyme mit einem Filzstift blitzschnell auf Zugwaggons und U-Bahnen anzubringen Diese Art der Unterschrift wird als Tags bezeichnet.

In den frühen 1980er Jahren inspirierten die New Yorker Graffiti europäische Künstler wie Blek le Rat. In der Folgezeit tauchten auch in europäischen Städten immer mehr Graffiti auf. Das politische und kulturelle Klima der 1980er Jahre, das von sozialen Unruhen, wirtschaftlicher Unsicherheit und damit unter anderem vom Aufkommen jugendlicher Subkulturen wie Punk und Hip-Hop geprägt war, erwies sich als fruchtbarer Boden für Graffiti. In Deutschland führte dies zu einer erheblichen Graffiti-Aktivität, die zwischen 1985 und 1995 ihren Höhepunkt erreichte.

Literatur